Jochen Olbrich                                                                                                                                                                      07.12.2004

              Reformen
13. Analytische Aspekte von Reformen
        2. Fassung

 

 

Reformen

13. Analytische Aspekte von Reformen

Gliederung

 

1. Die Analyse des Vorhabens (ganz allgemein)
1.1 Das Unveränderbare
1.2 Die Vorgehensweise (in 9 Schritten)

2. Die 10 wichtigsten analytischen Aspekte von Reformen
2.01 Methodische Aspekte
2.02 Sachbezogne Aspekte
2.03 Personellen Aspekte
2.04 Finanzielle Aspekte
2.05 Juristische Aspekte
            Wer ist wozu  legitimiert?
2.06 Das Zeitproblem
2.07 Die Organisation der Planung und der Durchführung
2.08 Die Koordination der Planung und der Durchführung
2.09 Die Information der Bevölkerung
2.10 Die erforderliche  Akzeptanz

3. Die beiden vordringlichsten Aspekte von Reformen
1. Methodische Probleme oder: Die Analyse des Problems
1.1 Das vorläufige Ergebnis
1.2 Zwei Vorteile
1.3
Die fünf wichtigsten Fragen
2. Sachbezogne Aspekte
2.1 Grundfragen

4. unbehandelte Aspekte von Reformen


Ausführungen

 

1. Die Analyse des Vorhabens (ganz allgemein)
      Es gibt eine Reihen von Problemen, die sie sich vor der eigentlichen Analyse eines Problems stellen sollten. Es hat keinen Sinn,
      an der Lösung von Problemen Energie zu investieren, die nicht veränderbar sind. Die meines Erachtens fünf wichtigsten sind diese:
1.1 Das Unveränderbare
      1 Gibt es irgendwelche Vorgaben?
      2. Gibt es unveränderbare Fakten, Gegebenheiten?
      3. Was soll, was muss unverändert bleiben?
      4 Was muss verändert werden?


1.2 Die Vorgehensweise (in 9 Schritten)
     
Sie stellen sich einige Fragen über ihre eigene Vorgehensweise.
        Dies ist ein Vorschlag für einen Fragenkatalog, den Sie im Zweifelsfalle - wenn Ihnen selbst nichts besseres einfallen sollte – benutzen können.

      1. Welche Teil-Probleme des Gesamt-Problems gibt es überhaupt?
           (Komplexität des Problems)

      2. Welche Teil-Probleme gehören zusammen und welche nicht?
           (Verknüpfung oder Vernetzung der Teil-Probleme)
 
            (Das ist bereits die 1. Zuordnung und Strukturierung!)

      3. Unterscheidung der Teil-Probleme nach ihrer Wichtigkeit
           („Grad der Wichtigkeit“)
        3.1 Welche Probleme sind die wichtigsten Probleme?
        3.2 Welche Probleme sind die unwichtigen Probleme?
              (Das sind die falschen Fragen!
              Sie bringen Sie nicht weiter!
              Damit kann man keine Problem lösen, sondern nur an Symptomen herumdoktern!
              Wichtig kann für jeden etwas anderes sein!
              Sie machen sich zum Spielball der Argumente!
              Sie kommen nicht zu einer konstruktiven Lösung eines Gesamt-Konzepts, das in sich stimmig und von allen akzeptabel ist! )

      4. Welche Probleme sind gerade aktuelle oder akut? „Aktualität“)
              (Auch das ist eine falsche Frage!
              Auch diese Frage bringt Sie nicht weiter!
              Sie werden Opfer des Problembewusstseins anderer!
              Sie reagieren nur auf Andere!
              Nicht Sie haben das Heft in der Hand, sondern Andere - vielleicht die Medien!
              Andere bestimmen über Sie, ihr Verhalten und ihre Arbeit!
              Sie sind abhängig vom Leidensdruck der Anderen!
              Für jeden ist sowieso etwas anderes wichtig und akut!
              (Warum wird dieses Problem hochgespielt und gerade zu dieser Zeit?)
              („Des einen Freud ist des anderen Leid!“)

        Wenn Sie die beiden eben beschriebenen Fehler nicht gemacht haben, sind Sie schon fast bei dieser Fragestellung!

      5. Welches Teil-Probleme muss man zuerst lösen? („Lösungspriorität“)
              (Das ist eine 2. Einteilung nach dem Kriterium der Abhängigkeit.)
        5.1 Warum gibt es überhaupt Probleme, die man zuerst lösen muss?
        5.2 Woran liegt es, dass man manche Probleme zuerst lösen muss und andere erst später?
              (Das sind die entscheidenden Fragen!
              Hier haben sie den Schlüssel der zur Lösung in der Hand!
              Hier lohnt es sich, Gehirnschmalz einzusetzen!
              Sie kommen automatisch auf die kausalen Abhängigkeiten des einen Problems mit Anderen!
              Sie können die Abhängigkeiten von einander erkennen!
              Versuchen Sie diese eben erkannten Abhängigkeiten sofort irgendwie festzuhalten:
                        schriftlich als Aussage-Satz,
                        als proportionale Abhängigkeit oder wenigstens
                        als Wenn-dann-Beziehung,
                        als mathematische Proportion,
                        als Fließdiagramm oder
                        als Netzwerk!
                        (Zur Darstellung eignen sich neben Karopapier und Bleistift auch beschriftete Magnethaftschildchen auf einer Weißblechtafel.)

      6. Welche Struktur haben diese Probleme?
           („Strukturanalyse“)
              o Wenn Sie die Ausführungen unter Punkt fünf ernst genommen haben, sind Sie schon mitten drin in der Strukturierung
                 des zu lösenden Problems!
              o Stellen sie eine so genannte „Faktorenanalyse“ an:
                        Welche Faktoren spielen überhaupt eine Rolle?
                        Welche Faktoren beeinflussen sich gegenseitig?
              o Stellen sie ein Strukturbild auf!
                        Verwenden Sie Bergriffe oder einfache unverwechselbare Symbole, die sie sofort der Problematik zuordnen können!

      7. Wie sieht die Lösung aus? („Lösungsentwurf“)
              o Stellen Sie diese sofort dar!
              o Wenn  Sie gerade keine Zeit haben, machen Sie wenigstens einige Notizen mit assoziationsfördernden Begriffen!

      8. Wer hat die Kompetenz dies zu ändern? („Lösungskompetenz“)

      9. Wie geht man vor ? („Lösungsstrategie“)
        9.1 Welches sind die begünstigenden Faktoren?
        9.2 Welche gesellschaftlichen Bedingungen sind förderlich?
        9.3 Welche gesellschaftlichen Gruppierungen und Lobbyisten sind für eine Veränderung zu gewinnen?
        9.4 Wer könnte die Veränderung behindern oder gar verhindern?
        9.5 Welche gesetzlichen Vorgaben sind hinderlich?

 

2. Die 10 wichtigsten analytischen Aspekte von Reformen
   
1. Methodische Aspekte
   
2. Sachbezogne Aspekte
    3. Personellen Aspekte
    4. Finanzielle Aspekte
    5. Juristische Aspekte
            Wer ist wozu  legitimiert?
    
6. Das Zeitproblem
    7. Die Organisation der Planung und der Durchführung
    8. Die Koordination der Planung und der Durchführung
    9. Die Information der Bevölkerung
    10. Die erforderliche  Akzeptanz

3. Die beiden vordringlichsten Aspekte von Reformen
 
   (oder: Welche Anforderungen muss ein Reformkonzept erfüllen?)
     Jedes Reformkonzept muss eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen.
     Die nachfolgend genannten zehn sind meines Erachtens die wichtigsten.
1. Methodische Probleme oder: Die Analyse des Problems

     Es ist in den meisten Fällen sehr hilfreich, sich immer wieder Fragen zustellen.
     Je mehr Fragen Sie sich stellen, desto besser ist es!
     Je zielgerichteter die Fragen - desto besser!
     Eine Frage zieht oft mehre weitere Fragen mit sich!
     Aus einer Frage werden schließlich vier, fünf oder gar sechs Fragen!
     Sie werden nicht alle Fragen – zumindest sofort - beantworten können!
     Von den fünf Fragen werden Sie vielleicht nur zwei beantworten können!
     Beim Versuch, diese fünf Fragen zu bearbeiten, stellen sich vielleicht weitere drei Fragen!
     Von diesen neuen drei Fragen werden Sie vielleicht nur eine einzige beantworten können!
     Seien Sie nicht enttäuscht!
     Immerhin haben Sie nun schon drei Fragen beantwortet!
     Allerdings bleiben noch fünf Fragen unbeantwortet!
     Sie können sich an den Slogan der beliebten Kindersendung „Sesamstraße“ erinnert fühlen. „Wer nicht fragt bleibt dumm!“

     Wenn Sie alle Fragen, die zu einem Thema auftauchen und die sich Ihnen insgesamt stellen, nach bestimmten Gesichtspunkten gliedern,
     stellen sich - fast automatisch- noch weitere Fragen!
     Auch davon werden Sie nur einen kleinen Teil beantworten können!

1.1 Das vorläufige Ergebnis
     Schließlich haben Sie folgenden Zustand erreicht:
 
           o Sie haben einen gegliederten Fragenkatalog!
            o Sie haben einige wenige Fragen bereits zumindest vorläufig beantwortet!
            o Sie haben das Problem durch die Gliederung strukturiert und durch diese Gliederung eine wichtige Vorarbeit für eine  Analyse geleistet!

1.2 Zwei Vorteile
     Sie haben durch diese Vorarbeit noch mindestens zwei weitere Vorteile:

     (1) Sie können jeden neuen Aspekt des Problems ziemlich sicher in die Gesamtproblematik einordnen! (Einordnungskompetenz)
            - Jede neu auftauchende Frage können Sie in die Gesamtstruktur einordnen!
            - Wenn Ihnen das nicht gelingt, kann es durchaus sein, dass Sie ihre Gliederung ändern müssen!
            - Wenn man von der als zusätzlich empfundenen Arbeit einmal absieht, hat das den entscheidenden Vorteil, dass ihre Gliederung immer
              besser und unangreifbarer (aber auch immer länger) wird!
     (2) Außerdem können Sie bereits anhand der (immer besser werdenden) Gliederung jeden neuen Lösungsvorschlag einigermaßen bewerten.
            (Bewertungskompetenz)
            Sie können bereits anhand der Gliederung ohne große Schwierigkeiten und ohne einen nennenswerten Arbeitsaufwand feststellen,
            ob mit dem Lösungsvorschlag das konkrete Problem einer tatsächlichen Lösung zugeführt wird oder nicht!

     Es gibt eine Reihen von methodischen Problemen. Die meines Erachtens fünf wichtigsten sind diese:

1.3 Die fünf wichtigsten Fragen
   
1. Wie kommt man zu einem guten Reformkonzept?
     2. Womit muss man beginnen?
     3. Was ist beim Beginn einer Reform zu beachten?
     4. Wie wählt man die beste Methode für den Beginn einer Reform aus?
     5. Welche Entscheidungen sind erforderlich?
    
5.1 Wann müssen sie getroffen werden?
     5.2 Wer muss sie fällen?
    
6. Wie soll man vorgehen, nach dem alles entschieden ist? (Die Vorgehensweise)

1. Wie kommt man zu einem guten Reformkonzept?

2. Womit muss man beginnen?
     Es gibt ein Problem, das mit der Reihenfolge der Lösung der Probleme zusammenhängt.
     Es lässt sich etwa in die Frage kleiden:
     „Welches Problem sollte am besten zuerst gelöst werden?“
     Die meisten Menschen meinen, dass das wichtigste, das ärgerlichste oder das dringlichste Problem zuerst gelöst werden muss!
     Untersuchen wir das ein wenig - trotz meiner zuvor geäußerten Bedenken - an einem Beispiel - bei dem immer wieder propagierten
     Bürokratieabbau!
     Wie kann man herausbekommen, womit man beginnen muss?
     (Das ist eine der am schwersten zu beantwortenden Fragen!)

3. Was ist beim Beginn einer Reform zu beachten?
     3.1 Welcher Zeitpunkt für eine Reform ist der beste?
     3.2 Woran kann man den besten Zeitpunkt erkennen?
     3.3 Braucht man frühe Erfolge?
     3.4 Welche Verbündeten braucht man?
     3.5 Wo sind von der Sache her Widerstände zu erwarten?
     3.6 Wer wird Widerstand leisten?


4. Wie wählt man die beste Methode für den Beginn einer Reform aus?
     4.1 Nach welchen Merkmalen kann man diese Methoden unterscheiden?
     Welche Methode ist
            die passendste,
            die billigste
            die schnellste
            die unmerklichste
            die effizienteste Methode?

5. Welche Entscheidungen sind erforderlich?
     5.1 Wann müssen sie getroffen werden?
     5.2 Wer muss sie fällen?
     5.3
Wie soll man vorgehen, nach dem alles entschieden ist? (Die Vorgehensweise)



2. Sachbezogene Probleme
     Ich unterstelle, dass Sie ein schwieriges Problem lösen wollen.
     (Die Reform eines Staates ist das schwierigste Problem!)
     Dann werden Sie sich zuerst über einige Grundfragen etwas Klarheit verschaffen müssen:

2.1 Grundfragen
    (1) Art des Problems:
            - Was ist das für ein Problem? (Problem gibt es schließlich überall!)
            - Ist es ein Sachprobleme oder ein Personalproblem!
            - Wird das Problem nur vorgeschoben oder ergibt sich hinter dem offiziellen Problem noch ein anderes oder gar mehrere
            - andere gewichtigere Probleme?

    (2) Ausmaß und Auswirkungen des Problems:
            - Für wen oder welche Personengruppe ist das ein Problem?
            - Wie viele Menschen sind von dem Problem betroffen?
            - Wie stark beeinträchtigt das Problem diese Menschen?

    (3) Lösungsversuch:
            - Lässt sich das Problem im direkten Zugriff - also durch einen einzelne Maßnahme lösen? (wahrscheinlich nicht!)
            - Ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen erforderlich, das Problem einer Lösung zuzuführen?

    (4) Bewertung von Lösungsvorschlägen:
            - Welches Ziel soll mit dem Vorschlag - außer der Lösung des Problems - offiziell angestrebt werden?
            - Welches Menschenbild steckt dahinter?
            - Welche „gesellschaftspolitische Zielprojektion“ steckt dahinter?
            - Welche „gesellschaftspolitische Zielprojektion“ soll mit dem Vorschlag verwirklicht werden?
                 (Es darf kein Utopia und keine Illusionen sein aber ein ausgewogener und zustimmungsfähiger Minimalkonsens!)
            - Welche anderen „Wirkungen“ hat der vorgelegte Vorschlag, wenn er umgesetzt würde?
                 (Wenn man hineichend misstrauisch ist kann man - ohne zu den Bösartigen zu gehören – unterstellen, dass noch andere 
                 (unausgesprochene) Ziele mit verfolgt werden oder sogar hauptsächlich angestrebt werden!

     Diese Fragestellungen werden wir bei einigen aktuellen Problemlösungsvorschlägen beachten und anwenden!

4. unbehandelte Aspekte von Reformen

3. Personellen Aspekte
      Es gibt eine Reihen von Problemen, die mit der Auswahl der planenden Personen zu tun hat. Die meines Erachtens fünf wichtigsten sind diese:

4. Finanzielle Aspekte

5. Juristische Aspekte
      Wer ist wozu  legitimiert?

6. Das Zeitproblem

7. Die Organisation der Planung und der Durchführung

8. Die Koordination der Planung und der Durchführung

9. Die Information der Bevölkerung

10. Die erforderliche Akzeptanz

Außerdem gibt es noch andere Probleme
     Praktisch gibt es keinen Bereich, der keine Probleme haben kann.
      Manche Bereiche sind trotzdem besonders problembehaftet.
      Versuchen wir trotzdem einen Strukturierung und Gliederung von Problemen!
      Es gibt folgende Arten von Problemen:
     o Kompetenzprobleme
     o logistische Probleme